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        Impressum
 
                Mysterien der Oberlausitz
                  Protokoll zur 
                  Begehung am 7. Mai 2007
 
                
                
                 Teilnehmer: Ralf Herold, Wehrsdorf
 Dr. Hilmar Hensel, Dresden
 Juliane Hennig, Schöpstal
 Dr. Olaf Tietz, Staatliches Museum für Naturkunde Görlitz
 Exkursionspunkte: 
                  1. Objekt: 
                  "Götterhand"2. Objekt:
                  "Heidentempel"3. Objekt:
                  "Totenkopfaltar"4. Objekt:
                  
                  "Himmelsaugen" und "Sternenschiffe"5. Objekt: 
                   
                  "Thors Hammer"6. Objekt: 
                  
                  "Thors Amboss" Fachliche 
                Anmerkungen: 1. Einleitung Die aufgesuchten 
                Objekte stellen eine Auswahl der von R. Herold und Dr. H. Hensel 
                als Mysterien der Oberlausitz ausgewiesenen Lokalitäten im 
                Oberlausitzer Bergland dar. Bei allen Objekten handelt es sich 
                um Felsklippen oder Blockmeere aus Granodiorit cadomischen 
                Alters (540 Millionen Jahre alt). Seit einigen Jahren werden sie 
                aufgrund ihrer Mineralogie, ihres Gefüges und der Kontaktgrenzen 
                weiter in Typen untergliedert (Krentz et al. 2000, Schust & 
                Wasternack 2002). Die aufgesuchten Felsgebilde gehören zu den 
                Typen Herrnhut (Lokalität 
                3, 
                 
                4 und
                
                5), Typ Löbau (6), 
                Typ Rožany (2) 
                und Typ Pulsnitz (1). 
                Die strukturgeologische Untersuchungen der Granodiorite erfolgte 
                u.a. durch Möbus (z.B. 1956). Seine Untersuchungen zeigen, das 
                der Granodiorit, wie jedes granitische Gestein ein 
                rechtwinkliges (orthogonales) Kluftsystem aufweißt, welches im 
                Oberlausitzer Bergland etwa ein E-W und N-S Orientierung 
                aufweist. Diese im Zusammenhang mit der Erstarrung der 
                granitischen Schmelze primärmagmatisch angelegte Klüftung ist 
                die entscheidende Vorraussetzung für die Nutzung des Granits als 
                Naturbaustein, da er sich dadurch relativ einfach in 
                rechtwinklige Steine spalten lässt. Leitmerkmal für 
                die Mysterien-Deutung bei den Felsgruppen ist das Auftreten 
                einer N-S-Achse und einer damit verknüpften 110°-Achse, die den 
                Sonnenstand (Aufgang) für den April und damit für den Zeitpunkt 
                der Aussaat bzw. des Frühjahresbeginns dokumentiert. Letztere 
                Achse steigt stets um 11° Richtung in Richtung Sonne (ESE) an. 
                Darüber hinaus soll es weitere astronomische Bezüge, so zum Mond 
                oder den Sonnenwenden geben. Die genannten 
                Beobachtungslinien werden an markanten Felsgebilden, 
                Felsdurchblicken (Höhlen, Spalten, Fenster) oder einfachen 
                Vertiefungen in der Felsoberfläche festgemacht. Der Zeitpunkt der 
                Anlage dieser kalendarischen Beobachtungs- und/oder Kultstätten 
                muss mit der Sesshaftigkeit des Menschen zusammenfallen, das 
                wäre frühestens die Jungsteinzeit (ab ca. 4.800 Jahre vor heute) 
                oder die Bronze-Zeit (ca. 3800 bis 2750 Jahre vor heute). Zu 
                dieser Zeit war unser Raum dicht bewaldet, eine Besiedlung 
                (Rodung) erfolgte vermutlich nur in den Tal- und den ebenen 
                Berglagen. Das Klima war zu dieser Zeit kontinentaler (trockener 
                mit größeren Temperaturschwankungen) als heute (Subboreal-Stufe 
                des Holozäns, Nacheiszeit). 2. Kommentierung 
                aus geologischer Sicht: Bei den 
                Mysterien-Objekten handelt es sich um granitische Gipfelburgen (1-3), 
                die mehr oder weniger stark zusammengebrochen sind (2, 
                ?6) 
                und um granitische Blockmeere, welche die Felsklippen umgeben 
                und hangabwärts ziehen. Teilweise fehlen auch die Klippen völlig 
                und es sind auf den Anhöhen nur noch die Blockmeere vorhanden (4,
                
                5, ?6). 
                Wie entstehen solche Felsgebilde? Im Tertiär 
                (Braunkohlenzeit) vor etwa 60 bis 20 Millionen Jahren unterlag 
                der Granodiorit intensiven chemischen Verwitterungsprozessen 
                (subtropisches Klima). Aus Silikatmineralen entstanden 
                Tonminerale, so aus den Feldspäten Kaolin oder aus dem Glimmer 
                Chlorit. Es kam zur Herausbildung einer chemischen 
                Verwitterungsrinde bis in eine Tiefe von 60 m. Dabei drang die 
                Verwitterung unterschiedlich tief ein, gesteuert durch die 
                unterschiedliche Dichte der Klüftung im Granodiorit. Besonders 
                die rechtwinklig aufeinander stehenden primärmagmatischen Klüfte 
                lenkten die Verwitterung und führten zur Rundung der 
                Kluftkörper. Während der Eiszeit (Pleistozän) wurde die 
                Oberlausitz gehoben. Aufgrund der fehlenden Vegetationsdecke und 
                z.T. erhöhter Niederschläge am Beginn bzw. Ende der Kaltzeiten 
                kam es zum Abtrag der Verwitterungsdecke. In Bereichen von 
                Hochlagen (weniger tief verwittertes Gestein) wurde der noch 
                feste Granodiorit freigelegt. Es kommt zur Herausbildung der für 
                Granit typischen Formen der Wollsackverwitterung 
                (Gipfelklippen). Zahlreiche bei der Verwitterung isolierte und 
                dadurch deutlich gerundete Granitschollen aus höheren 
                Verwitterungsniveaus fallen aus dem ursprünglichen Verband 
                heraus und bilden die Blockmeere. So kommen auch lose Blöcke auf 
                den Gipfelburgen zur Ablagerung oder werden nachträglich 
                verstellt, da die Pass-Verbindung zum tiefer liegenden Block 
                durch die an den Klüften ansetzende Verwitterung 
                verlorengegangen ist. Locker aufliegende Granitblöcke oder 
                abgerutschte Granitplatten an den Felsburgen sind daher keine 
                Seltenheit und durch natürliche Entstehung erklärbar. Die 110° Peilung 
                (3 
                und eventuell 
                
                6) ist eine in der Oberlausitzer Granitplatte von Natur aus 
                angelegte Kluftrichtung (s.o.), die daher in der Lausitz 
                zufällig mit dem Stand der Frühjahressonne zusammenfällt. Eine 
                Anlage dieser Klüfte durch den Menschen muss ausgeschlossen 
                werden, was aber eine gezielte Ausnutzung dieser natürlichen 
                Gegebenheiten für astronomische Peilungen nicht ausschließt. Schwierig für den 
                Nachweis und die Rekonstruktion anthropogener Beobachtungs- bzw. 
                Kultanlagen ist die Überprägung der Klippenareale durch 
                mittelalterliche und frühneuzeitliche Steinabbaue, die ab ca. 
                1200 für den Untersuchungsraum angenommen werden können. So 
                scheinen an der 
                 
                Lokalität 1 und
                 
                3 die, z.T. ungewöhnlich glatten Felswände an den Klippen 
                und die zahlreichen, überwiegend kantigen Blöcke im Umfeld 
                darauf hinzuweisen. Typische Bearbeitungsspuren (Keillöcher) 
                ließen sich allerdings hier nicht nachweisen. Eventuell sind 
                diese aus der frühen Gesteingewinnungsphase (Holzkeile?) auch 
                nicht erhalten. Falls hier solche Eingriffe vorliegen, wurden 
                ältere Spuren verwischt bzw. die Felshöhlen können auch zufällig 
                durch diese Aktivitäten erst entstanden sein (z.B. Höhle der 
                abgerutschten Platten bei 
                 
                Lokalität 1). Mit Sicherheit erfolgte eine Steingewinnung an 
                der 
                 
                Lokalität 4 und
                
                5, da hier zahlreiche Granodiorit-Blöcke mit Keillöchern und 
                z.T. auch Bohrlöchern zu sehen sind. An der 
                 
                Lokalität 2 könnte es sich beim zurückspringenden Abschnitt 
                in der Nordflanke der Klippe auch um einen alten Steinabbau 
                handeln. Nachträgliche Felsstürze haben diesen Bereich 
                allerdings verschüttet. Die Vertiefungen 
                auf den Felsoberflächen, die als Orientierungspunkte für die 
                anthropogene Anlage der Mysterien gedeutet werden, können auch 
                natürlich durch Verwitterungsprozesse entstanden sein. Eine 
                ausschließlich anthropogene Erklärung für derartige Formen ist 
                nicht nötig. Am besten ist das dort erkennbar, wo Einschlüsse in 
                dem Granit, die hier relativ häufig auftreten, herauswittern und 
                noch Reste der Einschlüsse vorhanden sind. Generell scheint 
                es mir sehr unwahrscheinlich, dass der Mensch hier z.T. mit sehr 
                viel Aufwand Beobachtungs- und/oder Kultstätten eingerichtet 
                haben soll und anderseits die Anlage oder Teile davon einen sehr 
                unästhetischen und planlosen Eindruck vermitteln. So sollen bis 
                ca. 50 Tonnen schwere Gesteine bewegt (Lokalität 
                2, 
                
                6) oder etwa 10 m lange megalithische Gesteinsskulpturen 
                (Sternenschiffe der 
                 
                Lokalität 4) geschaffen worden sein und anderseits wurden 
                kleinere unförmig-kantige Platten schief abgestellt oder 
                unregelmäßig-rauhe Vertiefungen angelegt (1). 
                Zu viele Elemente scheinen eher auf eine zufällige (natürliche 
                oder unbeabsichtigte) Entstehung, als auf eine planvollen 
                Anlage, hinzuweisen. 3. 
                Zusammenfassung Die Lage, Form 
                und Orientierung der Felsklippen oder -Blöcke für die 
                astronomisch-kalendarische Beobachtung lassen sich alle auch 
                durch eine natürliche Entstehung erklären. So fällt die 110° 
                Frühlingsachse und die N-S-Achse mit den natürlichen 
                Kluftrichtungen der Granodiorite zusammen und die durch 
                Vertiefungen gedeuteten Markierungspunkte sind so häufig, dass 
                eine passende Markierung fast immer zu finden wäre. Es gibt an 
                keiner Stelle einen Anhaltspunkt, dass eine ausschließlich 
                anthropogene Erklärung die Lage, Form oder Richtung der 
                Felsmarkierungen erklären muss. Aufgrund der zahlreichen 
                Granodioritblöcke im Umfeld der Klippen gibt es eine Unzahl an 
                Kombinationsmöglichkeiten. Ob der frühe Mensch sich aus diesen 
                natürlich vorgegeben Mustern gezielte Markierungspunkte für 
                Kult- oder Beobachtungszwecke herausgesucht hat oder gar an der 
                einen oder anderen Stelle etwas nachgebessert hat, läst sich 
                schwer beweisen und bleibt dem Glauben des Betrachters bzw. 
                Bearbeiters überlassen. Eine objektive Beurteilung der Mysterien 
                aus geologischer Sicht ist aufgrund der Zweideutigkeit nicht 
                möglich. 4. Literatur 
                
                 Krentz, O., Walter, H., 
                Brause, H., Hoth, K., Kozdroj, W., Cymerman, Z., Opletal, M. & 
                Mrazova, S. (2000): Geologische Karte Lausitz-Jizera-Karkonosze 
                1 : 100 000.- Freiberg-Warszawa-Praha (3 Teilblätter) Möbus, G. (1956): 
                Petrographisch-Tektonische Untersuchungen im Lausitzer 
                Granitmassiv.- Abhandlungen der Deutschen Akademie der 
                Wissenschaften zu Berlin, Klasse für Chemie, Geologie und 
                Biologie 8, S. 1-40, Berlin Schust, F. & Wasternack, 
                J. (2002): Granitoid-Typen in postkinematischen 
                Granitoidplutonen: Abbilder von autonomen Intrusionsschüben - 
                Beispiele vom Nordrand des Böhmischen Massivs (Erzgebirge - Harz 
                - Flechtinger Scholle - Lausitz).- Zeitschrift für geologische 
                Wissenschaften 30/1-2, S. 77-117, Berlin Görlitz, den 9. 
                Mai 2007   Dr. Olaf 
                TietzKonservator für Geologie
 Staatliches Museum für Naturkunde Görlitz
         Granitklippe 
                  „Kuckuckstein“ in den Königshainer Bergen Protokoll zur Begehung am 24. Januar 2008
   Teilnehmer: Ralf Herold, Wehrsdorf
 Dr. Olaf Tietz, Staatliches Museum für Naturkunde Görlitz
 
                  Die Granitklippe
                  „Kuckuckstein“ befindet 
                  sich im zentralen Teil der Königshainer Berge am Nordabhang 
                  des Hochsteinmassivs in 340 m Höhe ü.d.M. (Gauss-Krüger 
                  Koordinaten: RW 5488585, HW 5673707). Die Klippen bestehen aus 
                  6 bis 8, fugenlos aufeinanderlagernden Granitkörpern, die die 
                  typischen rundlichen Wollsackverwitterungsformen aufweisen. 
                  Die Klippe ist mit 3 m Höhe und ca. 3 x 1,5 m Erstreckung 
                  gegenüber den anderen Felsklippen in den Königshainer Bergen 
                  relativ klein. Bei dem Granit handelt es sich um die 
                  gleichkörnige Varietät des Königshainer Granits, der 315 
                  Millionen Jahre alt ist (KOZDROJ et al. 2001). Neben der 
                  isolierten Erscheinung ist am auffälligsten, dass die östliche 
                  und weniger deutlich die westliche Hälfte der oberen Klippe 
                  über dem Boden balkonartig übersteht. Hier fehlen an der Basis 
                  ein bis zwei „Granitlagersteine“. Weiterhin ist die oberste 
                  Granitplatte um ca. 20 cm nach Osten verstellt bzw. 
                  abgerutscht, so dass sich unter ihr ein schmaler N-S 
                  Durchblick geöffnet hat. Unter der Platte ist ein ca. 20 cm 
                  großer, eckiger Granitstein eingeklemmt. Dieser Stein muss 
                  durch Menschenhand in diese Position gebracht worden sein, ob 
                  für eine gezielte Verschiebung bzw. Sicherung der Platte oder 
                  beim Versuch die Platte als Werkstein zu gewinnen (s.u.) ist 
                  unklar. 
                   Bei näherer 
                  Betrachtung fällt weiterhin auf, dass die Klippe gegenüber dem 
                  Granitunterlager im Bodenbereich („Sockel“) um ca. 18 cm nach 
                  Norden verschoben ist. Das deutet der Versatz einiger 
                  Kluftflächen zwischen dem Sockel, der an der Nord- und 
                  Ostseite bis 0,5 m über die Geländeoberkante herausragt, und 
                  der aufsitzenden Klippe an. Kompassmessungen an vermutlich 
                  ursprünglich zusammengehörigen Flächen ergaben für die 
                  Raumlage der Kluftflächen vergleichbare, aber nicht identische 
                  Werte. Nach den neun Messwerten (Tabelle 1) scheint die Klippe 
                  (von oben gesehen) zwischen 2 bis 8 Grad im Uhrzeigersinn 
                  verdreht zu sein. Vermutlich fand auch eine Kippung der Klippe 
                  in E-W-Richtung statt. Letztere Wertepaare sind allerdings 
                  widersprüchlich: nach den Messungen auf der Ostseite erfolgte 
                  eine Kippung um 4 Grad nach Westen und auf der Westseite um 25 
                  oder 29 Grad nach Osten. Dieses Beispiel zeigt, dass der 
                  Vergleich der Kluftflächenmessungen nicht überbewertet werden 
                  darf! Fehlerquellen liegen in der Messung selbst, die auf den 
                  unebenen und rauen Kluftflächen eine Schwankung von einigen 
                  Grad aufweisen, aber auch darin, dass Kluftflächen über 
                  größere Entfernung ihre Raumlage ändern können. Vermutlich ist 
                  das auf der Westseite gemessenen Wertepaar nicht zum Vergleich 
                  geeignet, da eine der Flächen ursprünglich nicht, wie 
                  postuliert, in der Flucht der anderen lag. Von einer Kippung 
                  in E-W-Richtung kann aber ausgegangen werden, vermutlich aber 
                  nur um 4 Grad nach Westen. 
                    
                      | Klippenseite | Oben (Klippe) | Unten (Sockel) | horizontale Diff. 
                      (Verdrehung) | Vertikale Diff.(Kippung)
 |  
                      | Norden (N) | 18°/89°202°/82°
 |  |  |  |  
                      | Westen (W) | 120°/90° (=300°/90°)120°/84° (=300°/96°)
 | 308°/75° | +8° 
                      (rechtsseitig) | 25° nach E 29° nach E
 |  
                      | Osten (E) | 115°/86° | 120°/90° | +5°(rechtsseitig) | 4° nach W |  
                      | Süden (S) | 20°/90° | 18°/90° | +2°(rechtsseitig) |  |  Tabelle 1: Lagemessungen 
                  zusammengehöriger Kluftflächen an der Kuckuckstein-Klippe im 
                  Vergleich zwischen „Sockel“ (unten) und der dazu versetzten 
                  Klippe (oben). Die Kompass-Messungen erfolgten nach der 
                  Fall-Richtmethode, d.h. der erste Wert gibt die 
                  Himmelsrichtung der Fallrichtung an (360° Vollkreis, 0° = N ) 
                  und der zweite Wert den Fallwinkel aus der Horizontalen nach 
                  unten (0° = horizontal, 90° = senkrecht). Die Differenz der 
                  zusammengehörigen Richtungswerte zeigt eine Verdrehung der 
                  Klippe im Uhrzeigersinn (vorletzte Spalte) und die Differenz 
                  der Fallwerte eine Kippung (letzte Spalte). Aus meiner 
                  Sicht gibt es für die beschriebene Verstellung der Klippe 
                  gegenüber dem Untergrund mehrere Erklärungsmöglichkeiten. Als 
                  natürliche Prozesse kommen dafür Eisvorstöße und 
                  Hangschuttkriechen in Frage. Das Gebiet der 
                  Kuckuckstein-Klippe wurde während des Eiszeitalters (Pleistozän) 
                  dreimal von skandinavischen Inlandeisgletschern erreicht und 
                  überfahren (STEDING 
                  1998). Allerdings hat nur der erste Vorstoß vor 400 000 Jahren 
                  (Elster-1-Kaltzeit) im Untersuchungsgebiet eine genügend große 
                  Eismächtigkeit von etwa 200 bis 300 m, um die nötigen 
                  Schubkräfte entfalten zu können. Die Klippe wurde aber gegen 
                  die Vorstoßrichtung des Eispanzers (also nach Norden) 
                  versetzt, so dass der direkte Vorstoß nicht als Erklärung 
                  herangezogen werden kann. Es ist aber denkbar, dass nach dem 
                  Abtauen des Gletschers ein Toteisblock am Nordhang 
                  (Schattenseite!) des 50 m höheren Hochsteins liegen blieb und 
                  nachträglich hangabwärts nach Norden abrutschte und dabei die 
                  Granitklippe des relativ kleinen Kuckucksteines verstellte. 
                  Ebenso könnte durch Periglazialprozesse, insbesondere zur 
                  Weichselkaltzeit vor 80 000 bis 10 000 Jahren, eine mächtige 
                  Hangschuttdecke den Hang nach Norden abwärts geflossen sein 
                  und diese Verstellung bewirkt haben. Allerdings muss diese 
                  blockschuttreiche Bodendecke nachträglich in der Nacheiszeit (Holozän) 
                  weitestgehend abgetragen worden sein, da sich die Klippe heute 
                  frei sichtbar über der Erdoberfläche erhebt. Andererseits 
                  sind auch menschliche Eingriffe an der Klippe denkbar, die zu 
                  ihrer Verstellung geführt haben. So im Zuge der Gewinnung 
                  granitischer Werksteine. Es ist möglich, dass die Klippe 
                  ursprünglich viel größer war und randliche Partien bzw. 
                  benachbarte Granittürme abgebrochen wurden und es dabei zu 
                  Verstellungen der Restklippe kam. Das würde auch die 
                  balkonartigen Überstände der Klippe gut erklären. Dafür gibt 
                  es keine unmittelbaren Hinweise, außer dass nördlich 
                  (unterhalb) der Klippe viele scharfkantige Blöcke auftreten 
                  und sich hier in ca. 50 m bis 100 m Entfernung eine auffällige 
                  Vertiefung im granitblockbedeckten Boden befindet. Derartige 
                  Vertiefungen sind oft Zeugen von Altbergbau, in dem Fall einer 
                  möglichen Granitgewinnung. Die letzte 
                  Möglichkeit besteht in der gezielten Manipulierung der Klippe 
                  durch den frühen Menschen, um diese als Sonnenobservatorium 
                  einzurichten. Darauf soll nach Herrn Herold vor allem der 
                  N-S-Durchblick unter der obersten (?verkeilten) Granitplatte 
                  hindeuten. Der Durchblick lässt in der Zeit um die 
                  Wintersonnenwende das Sonnenlicht durch, so dass ein Strahl 
                  ca. 30 m nördlich der Klippe auf den Boden fällt. Das, wie 
                  auch die Annahme, dass die überstehende Klippe einem Adlerkopf 
                  darstellen soll, lässt sich nach geologischen Möglichkeiten 
                  nicht klären. Es müsste überprüft werden, ob die ca. 5° 
                  Drehung und die vermutliche 4° Kippung der Klippe einen 
                  entscheidenden Einfluss auf den Durchfall des Sonnenlichts hat 
                  und ob sich mit einfachen Mitteln die ca. 30 Tonnen schwere 
                  Klippe bewegen lässt. Eine 
                  historische Kupfertafel von SCHACHMANN 
                  (1780) bildet die Klippe von der Nordseite ab. Trotz 
                  zeichnerischer Vereinfachung und Verfremdung sind einige 
                  Elemente des heutigen Erscheinungsbildes wieder erkennbar. So 
                  der balkonartige Überstand der Klippe an der Ost- und 
                  Westseite und der Durchblick unter der obersten 
                  Gesteinsplatte. Diese Formen müssen also vor 1780 entstanden 
                  sein. Allerdings ist der 18 cm Vorsprung im unteren Teil der 
                  Klippe gegenüber dem Sockel nicht dargestellt, stattdessen 
                  gibt es einen derartigen Überstand zwei Steinlagen höher, wo 
                  heute die Klippenseite ohne Versatz abschließt. Letztere 
                  Abweichungen bilden vermutlich eine künstlerische Abwandlung, 
                  um den sockel- bzw. denkmalartigen Charakter der Klippe zu 
                  betonen. Eine Datierung der Klippenverschiebung kann daher 
                  anhand der Kupfertafel nicht sicher vorgenommen werden. 
                  Literatur  KOZDROJ, W., KRENTZ, 
                  O. & M. OPLETAL (2001): Comments on the geological map
 Lausitz-Jizera-Karkonosze 1 : 100 000.- Warszawa, 64 pp.
 SCHACHMANN, v. C. A. G. (1780): Beobachtungen über das Gebiet 
                  bey Koenigshay
 in der Oberlausitz.- Verlag Walther, Dresden, 74 S.
 STEDING, D. (1998): Geologische Karte der eiszeitlich 
                  bedeckten Gebiete von Sachsen 1 : 50.000, Blatt Görlitz, 
                  Freiberg
 
 Görlitz, den 27. Oktober 2008 mit einem Nachtrag vom 9. 
                  September 
        
                  
                  2011
 Dr. Olaf Tietz
 Konservator für Geologie
 Staatliches Museum für Naturkunde Görlitz
 
                    
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                      Abb. 1Granitklippe Kuckuckstein in den Königshainer Bergen. 
                      Blick auf die östliche Schmalseite der Klippe. Die Klippe 
                      ist über dem „Sockel“ (=Granitblock im Boden) um 18 cm 
                      nach rechts (Norden) entlang einer horizontalen Fuge 
                      (Lagerkluft) versetzt.
 (Foto: O. Tietz)
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                      Abb. 2SE-Ecke der Klippe Kuckuckstein mit dem Versatz zwischen 
                      „Sockel“ (unmittelbar über Waldboden) und Klippe (oben). 
                      Der Versatz der Klippe nach rechts (Norden) beträgt 18 cm, 
                      was neben den Außenseiten auch eine Kluft im Granit belegt 
                      (Pfeile)
 (Foto: O. Tietz)
 |   Abb. 3
  
 Nordseite der Granitklippe Kuckuckstein. Hier dokumentiert ein 
                  Felsüberhang den Versatz der Klippe nach Norden (Foto: O. 
                  Tietz)
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